Kameraberatung: Welche Bildsensor-Größe ist für dich die beste
Der Bildsensor einer Kamera ist einer der wichtigsten Elemente für gute Fotos. Die Qualität deiner Bilder hängt wesentlich von der Größe des Bildsensors ab. Ein großer Sensor sorgt für mehr Brillanz, mehr Details und ist besonders gut geeignet zum Aufnehmen von Nachtfotos.
Beim Kamerakauf musst du also in erster Linien auf einen großen Sensor achten? So einfach ist es dann allerdings doch nicht. Denn große Sensoren bedingen entweder große Zoom-Objektive oder sie besitzen gar keinen optischen Zoom. Kompakte Alles-Könner-Objektive gibt es leider nicht.
Das führt bei Spiegelreflex-Kameras und Systemkameras meist dazu, dass du verschiedene Objektive benötigst, um Nahaufnahmen, Portraitaufnahmen oder Aufnahmen mit Zoom zu machen. Deine Kamera-Ausrüstung kann schnell einen ganzen Rucksack füllen.
Wenn du kein professioneller Fotograf bist, lohnt es sich bei der Auswahl der Kamera genauer hinzusehen.
Mit diesem Ratgeber erfährst du, welche Kamera mit welchem Sensor am besten zu dir passt.
Was für Bildsensoren gibt es und wo liegen die Unterschiede?
Mit dem Bildsensor werden digitale Bilder erzeugt, deren Auflösung in Megapixeln angegeben wird.
Eine Kamera mit einem Bildsensor und vielen Megapixeln ist besser ist als eine mit wenig – so sagt es zumindest die Werbung. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit.
Der Sensor hat eine bestimmte Fläche mit x Pixeln in der Breite und y Pixeln in der Höhe. Die Anzahl der Pixel in der Breite multipliziert mit der Höhe ergibt die gesamt Megapixelanzahl. Es ist jedoch ein Unterschied, ob 20 Megapixel auf einer Größe eines 1 Cent Stückes oder auf einer 2 € Münze untergebracht werden. Die Größe eines Bild-Pixels spielt eine entscheidende Rolle. Je größer die Fläche eines Bildsensors ist, desto größer können die Pixel sein. Ein großes Pixel ist lichtempfindlicher als ein kleines.
Deswegen solltest du dir zunächst einmal einen Überblick über die Sensorgrößen, die Pixelgröße und die verschiedenen Seitenverhältnisse verschaffen.
Die Sensorgröße
Es gibt sehr viele unterschiedliche Größen. Jede Größe hat ihre eigene Bezeichnung, die sich meist von der Größe ableitet und in Zoll („) angegeben wird.
Ich habe dir im Folgenden eine nützliche Infografik erstellt, die dir grafisch die Größe des Sensors, die Bezeichnung und eine Größenrelation zeigt.
Doch nicht jeder große Sensor ist automatisch immer gut. Die Frage ist, wie ist das Verhältnis von Sensorgröße und der Anzahl der Megapixeln?
Die Pixelgröße
Nicht nur ein großer Sensor ist wichtig für ein gutes Fotos, sondern auch wie viel Platz ein Pixel darauf hat. Ein 1 Zoll Sensor mit 10 Megapixeln hat größere Pixel, als wenn er 20 Megapixel hätte. Je größer ein Pixel ist, um so lichtempfindlicher ist es. Die Pixelgröße ist also von Bedeutung. Vor allem wenn du bei schlechten Lichtverhältnissen gute und scharfe Fotos machen möchtest.
In Deutschland gibt es im Durchschnitt ungefähr 1600 Sonnenstunden im Jahr. Das entspricht nur 18% der Gesamtzeit eines Jahres. Da bleiben 7160 Stunden übrig, ohne Sonne bzw. mit schlechten Lichtverhältnissen. Grund genug für eine lichtempfindliche Kamera.
Die Pixelgröße wird in Mikrometern (µm) angegeben und ist ein Maß wie lichtempfindlich der Sensor der Kamera ist. Ich habe dir hier vier Beispiel zusammengestellt, um es besser zu veranschaulichen.
- iPhone 6 mit 1/2,9 Zoll Sensor und 8 Megapixeln: 1,5µm pro Pixel
- Sony Xperia Z3 mit 1/2,3 Zoll Sensor und 20,7 Megapixeln: 1,1µm pro Pixel
- Sony RX100II mit 1 Zoll Sensor und 20,2 Megapixeln: 2,4µm pro Pixel
- Sony Alpha 7s mit Voll-Format Sensor und 12,2 Megapixeln: 6µm pro Pixel

Vergrößerung eines Bild-Sensors. Quelle iFixit
Der Bildsensor des iPhones ist etwas lichtempfindlicher als das Xperia Z3, weil die Kamera geringfügig größere Pixel hat. Der Sensor der Sony RX100II hat genau wie das Xperia Z3 20 Megapixel, ist jedoch 4x so groß. Daher ist die Kamera viel lichtempfindlicher als die beiden Smartphones.
Du siehst also, dass nicht immer die Anzahl der Megapixel entscheidend ist.
Der Sensor einer Kamera sollte also groß genug und damit lichtempfindlich sein. Doch sollte er nur so groß wie nötig sein, damit die Baugröße der Kamera noch praktikabel ist.
Das Sensor-Seitenverhältnis
Bei den Seitenverhältnissen der Bildsensoren gibt es Unterschiede. Auch wenn der Sensor bautechnisch auf ein Seitenverhältnis beschränkt ist, unterstützen die meisten Kameras alle. Erreicht wird das, durch Abschneiden des Bildes. In diesem Fall bleiben einige Pixel auf dem Sensor ungenutzt und die Anzahl der Megapixel eines Bildes reduziert sich.
Welches von den drei Varianten ist für dich das Richtige?
- Seitenverhältnis 3:2: orientiert sich an analogen Kleinbild-Fotos. Diese haben ein Format von 36×24 mm
- Seitenverhältnis 4:3: orientiert sich am Computerbildschirm. z.B. eine Auflösung von 1024×768 entspricht einem 4:3 Verhältnis
- Seitenverhältnis 16:9: kommt aus der Filmindustrie. Die meisten Laptops haben inzwischen einen Bildschirm mit diesem Verhältnis. Für Full-HD Video-Aufnahmen wird es in so gut wie allen Kameras verwendet. Weil Smartphones sehr häufig einen 16:9 Touchscreen besitzen, knipsen diese in dem Format.
Du solltest dir am Anfang überlegen, mit welchem Format du fotografieren möchtest. Das 16:9 Format zum Beispiel eignet sich nicht, wenn du große Fotoabzüge erstellen möchtest. Jedoch eignet sich es bestens, wenn du deine Fotos auf einer Webseite veröffentlichen willst.
Eine nachträgliche Änderung des Formates bedeute in jedem Fall, dass du etwas abschneiden musst.
Was bedeutet eigentlich ein „lichtempfindlicher Bildsensor“
Fotografisch gesehen hast du mit einem lichtempfindlichen Sensor mehr Möglichkeiten. Im Halbdunkeln kannst du zum einen scharfe Fotos aus der Hand heraus schießen und zum anderen bewegte Motive scharf festhalten. Wenn es richtig dunkel ist und du den ISO-Wert erhöhen musst, steigt das Rauschen nur gering an. Den Zusammenhang zwischen der ISO-Einstellung und dem Rauschen habe ich hier bereits ausführlich beschrieben.
Technisch betrachtet liefert bei Lichteinfall ein großes Pixel eine größere Spannung als ein kleines Pixel. Das elektrische Signal ist bereits stark genug und muss nicht verstärkt werden. Es tritt also weniger Rauschen auf und die Qualität der Bilder ist selbst bei Nachtaufnahmen noch sehr gut.
Welche Kamera mit welchem Sensor solltest du dir kaufen?
Prinzipiell gilt: Größere Bildsensoren bedingen größere Linsen und damit größere Objektive.
Ein Zoomobjektiv erlaubt das „heranholen“ des Motivs im Telebereich und gleichzeitig einen Weitwinkel im Nahbereich. Ermöglicht wird das durch die Koppelung mehreren Linsen.
Kompaktkameras mit kleinen Sensoren und kleinen Linsen im Objektiv sind daher eher in der Lage einen 30x Zoom zu ermöglichen, als eine Vollformat Kamera. Je größer der Sensor ist, umso mehr Kompromisse musst du beim Objektiv machen.
Entweder entscheidest du dich für eine Festbrennweite, also einem Objektiv ohne Zoom. Oder du kaufst dir z.B. zu deiner Systemkamera bzw. Spiegelreflex Kamera ein großes Zoom-Objektiv.
Doch welche Kamera passt am besten zu dir? Ich habe dir eine Auswahl an Kameras zusammengestellt, geordnet nach der Sensor-Größe.
1) 1/2,3 Zoll Sensor-Kameras
Diese Sensor-Größe ist sehr weit verbreitet. Smartphones, Standard Kameras („Knipsen“) und die meisten „Reise-Zoomer“ haben diese Größe verbaut.
20,7 Megapixel
1,12 µm Pixel
keinen Zoom
21,1 Megapixel
1,2 µm Pixel
12x Zoom
18,2 Megapixel
1,3 µm Pixel
30x Zoom
12,8 Megapixel
1,5 µm
30x Zoom
2) 1/1,7 Zoll Sensor-Kameras
Diese Kameras haben einen etwas größeren Sensor, sind jedoch im Vergleich zu den „Reise-Zoomern“ meistens mit einem geringeren optischen Zoom ausgestattet.
10,1 Megapixel
2,1 µm Pixel
5x Zoom
12,7 Megapixel
2,1 µm Pixel
3,8x Zoom
12,8 Megapixel
1,9 µm Pixel
5x Zoom
12,2 Megapixel
1,9 µm
7,1x Zoom
3) Four-Third, 1 Zoll und 1,5 Zoll Sensor-Kameras
Diese gelten noch als Kompaktkamera und besitzen einen verhältnismäßig großen Sensor. Einen Kompromiss muss du beim optischen Zoom eingehen. Dieser ist meist nicht größer als 4x.
20,2 Megapixel
2,4 µm Pixel
4,2x Zoom
20,2 Megapixel
2,4 µm Pixel
2,9x Zoom
16,8 Megapixel
4,2 µm Pixel
3,1x Zoom
13,1 Megapixel
4,5 µm
5x Zoom
4) APS-C Kameras
Diese Sensor-Größe bedingt große Objektive. Daher ist APS-C oft bei Systemkameras und Spiegelreflex-Kameras anzutreffen. Ausnahmen sind einige Kompaktkameras die jedoch ohne optischen Zoom auskommen müssen.
21,6 Megapixel
4,3 µm Pixel
24,7 Megapixel
3,9 µm Pixel
16,3 Megapixel
4,8 µm Pixel
keinen Zoom
16,9 Megapixel
4,8 µm
keinen Zoom
5) Voll-Format Kameras
Wie bereits oben angesprochen, hat der Sensor die gleiche Größe wie ein Kleinbild-Dia. Damit lassen sich die qualitativ hochwertigsten Fotos machen. Auf Grund der Größe und des Gewichts der Kameras, ist es nicht jeder mans Sache diese immer dabei zu haben. Eine Ausnahme ist die Sony RX1. Diese hat jedoch keinen optischen Zoom und das Objektiv lässt sich nicht auswechseln.
12,2 Megapixel
8,4 µm Pixel
36,3 Megapixel
4,9 µm Pixel
23,4 Megapixel
6,2 µm Pixel
24,7 Megapixel
6 µm
keinen Zoom
Fazit
Einfache Digitale Kameras mit 1/2,3 Zoll Sensor sind am Aussterben. Smartphones schlagen sich in Sachen Baugröße und Nutzwert besser. Einzig und allein im optischen Zoom sind diese benachteiligt. Dafür gibt es die „Reise-Zoomer“ wie die WX500, TZ71 etc. Möchtest du mit einer kompakten Kamera und guten Zoom auf Reisen gehen, dann kommst du nicht um die „Reise-Zoomer“ herum. Diese Kameras sind jedoch nicht besonders zum Fotografieren im Dunkeln geeignet.
Kannst du auf einen 30x Zoom verzichten und findest einen 4x Zoom ausreichend? Dann schau dir die Kameras von 2) und 3) nochmal genauer an. Diese Kameras bieten einen ausreichend guten Zoom und besitzen einen lichtstarken Bild-Sensoren. Ich nutze selbst die Sony RX100 II schon sehr lang. Die Vorteile eines großen lichtstarken Bildsensors überwiegen den Nachteilen eines kleineren Zooms.
Du möchtest keine Kompromisse in Sachen Qualität und Zoom eingehen, dann benötigst du mind. eine Systemkamera oder sogar eine Spiegelreflex Kamera. Werfe nochmal einen Blick auf die Kameras von 2) und 3) bevor du dir eine teure und schwere Kamera-Ausrüstung kaufst. Du solltest auf jeden Fall deine eigene Kamera genau kennen gelernt haben und deren Funktionen ausgereizt haben, bevor du dir eine Vollformat-Kamera zulegst. Gute Fotos sind auch ohne kiloschwerer Ausrüstung möglich. Schau dich in meiner Galerie um und bilde dir deine eigene Meinung. Alle Fotos sind mit einer Sony RX100II aufgenommen worden.
Vorteile eines kleinen Bildsensors
- eine kleine Kamera
- kleine Objektive
- ein großer optischer Zoom ist möglich
- einfache Handhabung durch hohe Schärfentiefe (Vordergrund und Hintergrund sind scharf)
- günstig
Vorteile eines großen Bildsensors
- besonders lichtstark
- geringes Rauschen
- sehr hohe Bildqualität
- dank geringer Schärfentiefe sind Freistellungen möglich (Vordergrund scharf, Hintergrund unscharf)
- sehr hohe Dynamik (dunkle Schatten und sehr helle Himmel werden realistisch dargestellt)
Mit welcher Kamera bist du unterwegs und was sind deine Erfahrungen?

4 Kommentare
rolf deja says:
Januar 10, 2016 at 10:17 am
Sehr Ausfürliche sachliche Erklärungen!
Ich habe eine Frage
Wenn ein 24Mp Sensor eingestellt wird auf 12MP wird wird das gemacht ?
werden dann die Pxel in Gruppen miteinander verbunden ? werden weniger Pixel Aktiviert? Ich glaube das diese Frage nicht nur mich Intressiert.
mit freundlichen Grüßen
Rolf Deja
Stefan says:
Januar 10, 2016 at 6:35 pm
Hallo Rolf,
ich bin kein Experte und jeder Kamerahersteller macht das sicher auf seine eigene Art und Weise. Eine naheliegende Methode ist die Aufnahme eines Fotos in voller Auflösung und das Prozessieren des Bildes im Verarbeitungsprozess. Dabei wird von Resampling gesprochen. Viele Bildprogramme am Computer machen das ähnlich.
Jens says:
Mai 31, 2016 at 11:26 pm
also, ich würde gerne etwas kritik üben. das verhältnis von sensorgröße und anzahl der megapixel hast du schlüssig erklärt, den rest finde ich teilweise verwirrend.
bridgekameras haben keine wechselobejktive, sonst wären es keine bridgekameras. bei deinen beispielen mit aps-c sensor ist nicht eine einzige spiegelreflex kamera aufgelistet. die aussage, dass man bei großen sensoren „kompromisse“ bei den objektiven machen muss, finde ich verwirrend, da es sehr negativ klingt auch eine rucksackfüllende kameraausrüstung halte ich für übertrieben. ich habe eine spiegelreflkexkamera mit tasche für zwei zusatzobjektive. kann mann überall mit hinnehmen und bietet sehr viele möglichkeiten. als allgemeine kaufberatung sehe ich deinen beitrag leider als ungeeignet an.
Stefan says:
Juni 1, 2016 at 8:22 pm
Danke für deine offenen Worte. Beim Thema Bridgekamera hat sich ein Fehler eingeschlichen. Es sollte Systemkamera heißen. Ich habe den Artikel überarbeitet.
Der Hintergrund warum keine Spiegelreflex Kamera mit APS-C Sensor aufgeführt ist, liegt daran, dass es sich auf Shootfever hauptsächlich um Kompaktkameras dreht. Bei diesen wie auch bei Spiegelreflex Kameras müssen Kompromisse eingegangen werden. Das mag vielleicht negativ klingen, hängt aber auch stark von der jeweiligen Neigung und Zielsetzung ab.